Wie ich ticke
Da draußen gibt es einen Podcaster, der herausfinden will, wie die Menschen, die er einlädt, so ticken. Ich habe gerade einen Blogeintrag veröffentlicht und organisiere jetzt den nächsten. Ich schreibe in ein Google-Dokument, das "Tagebuch 2024" heißt. Ich schreibe schnell und kümmere mich nicht um die Rechtschreibung. Denn ich arbeite ja mit einem neuen Algorithmus, in dem ChatGPT integriert ist. Viele Menschen nutzen das Wort "Algorithmus", aber versäumen es, sich klarzumachen, was das eigentlich ist. Es ist ein Programm.
Wenn ich mir die Schuhe zubinde, mache ich 1, 2, 3. Wenn ich Kaffee koche, mache ich 1, 2, 3. Wenn ich einen Kaffee im Café um die Ecke kaufe, mache ich 1, 2, 3. Dazu gehört, dass ich mir etwas anziehe, Geld bei mir habe und ganz passabel aussehe und rieche. Ich lege auch Wert darauf, dass diese Zeilen von mir stammen und nicht von einer KI. Was übrigens nicht immer gilt, weil ich ja gerade dafür eintreten will, klug und nicht pauschal über KI zu denken und zu sprechen.
Denn was in den vermeintlich klugen Tageszeitungen darüber geschrieben wird, ist nur allzu oft haarsträubend und zeugt von praktischer Unkenntnis. Wissen Sie, wie es ist, 2 bis 3 Kilometer mit einem einem üblichen Hardtail-Mountainbike auf dem Hinterrad zu fahren? Wissen Sie, was es bedeutet, dass das möglich ist? Vermutlich nicht. Ich weiß es aber. Weil ich es gemacht habe. Und ich habe noch etwas gemacht, vor vielen Jahren: nämlich Synchrontanz in Hamm (Westfalen), wo ich geboren und aufgewachsen bin.
Bis ich verschleppt wurde an die holländische Grenze nach Gronau-Epe. Das war damals nicht witzig. Aber das nur am Rande. Mit 15 hatte ich das Glück, einer ziemlich coolen, klugen, kreativen und charismatischen Posse anzugehören. Hip-Hop, Rap, deutscher Sprechgesang, Texte schreiben, Skaten und Synchrontanz. Später kam noch das MTB und MTB-Trial dazu. Deswegen heute die Wheelies. Und deswegen auch das, was ich hier in dem kurzen Video zeige: Faxen machen, nenne ich das.
Ich verbringe viele Stunden vor dem PC. Aber zu meinem Algorithmus gehört, dass ich mich bewege. Auf- und ablaufe. Im Stehen an der idealen Fensterbank in perfekter Höhe lese oder mir via YouTube ein besseres Verständnis der Welt aneigne. Und so tanze ich. Denn das macht erstens Spaß und zweitens stellt es sicher, dass meine Lebensqualität nicht leidet.
Apropos ticken. Alles muss meine Handschrift tragen. Die verändert sich und hat 1000 Gesichter. Da draußen tanzen jeden Tag Millionen Menschen und machen Videos davon. Schon klar, der Unterschied ist, dass ich das ja bin. Aber das allein reicht oft nicht aus. Zum Künstler gehört die Ausdrucksform. Der Stil. Das Fehlerhafte. Unperfekte. Die Karikatur...
"Lebensstilfaktoren" ist so eine Vokabel. Ich könnte mich jetzt auf eine Bühne stellen und vor 100.000 Menschen drei bis vier Stunden über meine Erfahrungen sprechen. Und ich bin fest überzeugt, Menschen helfen zu können. Entweder, indem ich Volksirrtümer beseitige oder die zwei, drei entscheidenden Tipps gebe.
Mit Verlaub: Wenn man weiß, wie es geht, ist es leicht. Bis dahin ist es schwer. Wir scheitern uns zum Erfolg. Lesen schwachsinnige Texte von schwachsinnigen Autoren, die uns von schwachsinnigen Menschen empfohlen werden. Achtung: Auch ich könnte so einer sein. Das scheint mir allerdings eher unwahrscheinlich.
Das hier wäre aber wieder eine Frage für Prof. Gerd Gigerenzer, der mir dieses Thema sehr anschaulich nahegebracht hat. Haben Sie noch den roten Faden? Richtig, es geht darum, wie ich ticke. Ich mache extrem viel, jeden Tag. Und das nun schon einige Jahrzehnte. Es bräuchte einige Leben, um alles zu sagen, was ich zu sagen hätte. Aber gelegentlich funktioniert ja auch Schweigen.